Am Freitag, den 20.12.2019 (Tag des Regenwaldes) haben wir im Rahmen unserer Demonstration zum Thema „Advent, Advent, die Erde brennt!“ einen Baum kontrolliert abbrennen lassen. Daraufhin gab es – vor Allem in den sozialen Netzwerken – viel Kritik daran. Wir haben das Gefühl, dass wir im Vorhinein nicht genügend informiert und aufgeklärt haben – das holen wir jetzt nach.
„Warum habt ihr das überhaupt gemacht?“
Am Tag des Regenwaldes wollten wir einerseits auf die im Amazonasregenwald und gerade auch in Australien wütenden Feuer aufmerksam machen. Auf der anderen Seite wollten wir den übermäßigen Konsum zur Weihnachtszeit kritisieren. Nach einem Jahr „Fridays for Future“ in Deutschland, können wir kleine Erfolge verzeichnen, doch was tatsächlich in der Politik passierte, ist mehr als ernüchternd. Wir wollen in Darmstadt durch neue und kreative Aktionen weiter Aufmerksamkeit auf dieses existenzielle Thema lenken.
„Wenn ihr einen Baum verbrennt, ist das doch genauso schlimm, wie wenn der Regenwald brennt.“
Wir haben natürlich keinen gesunden Baum gefällt und verbrannt. Der Baum war durch die Sommerdürre eingegangen und vom Borkenkäfer befallen, wie viele Fichten in unseren Wäldern. Dass wir ein Stück totes Holz aus dem Wald holen und verbrennen, soll also genau so schlimm sein, wie 60.000 km² Regenwald, die jährlich nachhaltig vernichtet werden?
„Ihr könnt keine wirksamen Maßnahmen zur Emissionsreduktion fordern und gleichzeitig durch ein Feuer so viel CO₂ ausstoßen!“
Dazu gibt es zwei Dinge zu sagen. Erstens ist dies aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht korrekt und zweitens handelt es sich hier um ein Scheinargument.
Zu Erstens: Bäume und Wälder können aus CO₂ Sauerstoff machen und den darin enthaltenen Kohlenstoff (C) dauerhaft binden. Dieser Kohlenstoff wird gleichermaßen wieder freigesetzt, wenn ein Baum verrottet oder eben verbrennt. Dieses System wird Kohlenstoffkreislauf genannt. Erst seit der Mensch – z.B. durch die Verbrennung fossiler Energieträger – noch zusätzlich CO₂ emittiert, ist dieser Zyklus gestört. Es muss dazugesagt werden, dass durch das verwendete Lampenöl natürlich auch CO₂ freigesetzt wurde. Hier haben wir beim Kauf aber darauf geachtet, dass dies auf pflanzlicher Basis hergestellt wurde. Um auf das Problem der Brandrodung und dem willkürlichen unkontrollierten abbrennen von Regenwald (aktuell in Brasilien) sowie das Waldsterben aufmerksam zu machen sehen wir es als legitim an, diese kleine Menge an CO₂ auszustoßen.
Da der größte Teil des Baumes erhalten blieb, beläuft sich die Energiebilanz dieser Aktion bisher auf ca. 1L Pflanzenöl und Ethanol, was nicht viel ist, für eine Freizeitaktivität, die 200 Menschen eine halbe Stunde beschäftigt. Der Rest des Baumes wird dann nach Weihnachten zusammen mit den tausenden weiteren Bäumen verbrannt oder kompostiert.
Und somit wären wir bei Zweitens: Es handelt sich bei dieser Aussage um ein Scheinargument, genauer gesagt um ein „Performatives ad hominem“. Dabei wird nicht die tatsächliche Aussage einer Person angegriffen, sondern die Berechtigung, dass sie sich dazu äußern kann. Es wird sich also gar nicht mit unseren tatsächlichen Forderungen beschäftigt. Es wird nur angeprangert, dass angeblich eine Inkonsequenz in unserem Handeln besteht, was keinesfalls bedeutet, dass unsere Aussagen und Argumentationen fehlschlüssig seien.