Siemens beteiligt sich an der Bahntechnik (Signalanlagen) für die Infrastruktur zur geplanten Carmichael-Kohlemiene in Australien. Wir denken, dass Siemens hier seiner Verantwortung nicht gerecht wird und haben bereits letzte Woche eine Mailaktion gestartet, in der wir Siemens dazu aufgefordert haben, aus dem Projekt auszusteigen.
Siemens‘ CEO Joe Kaeser hat darauf gestern nachmittag mit einer ausführlichen Stellungnahmehttps://press.siemens.com/global/en/news/joe-kaeser-adani-carmichael-project reagiert. Darin verteidigt er das Engagement von Siemens, nach dem Motto der Ausstieg Siemens‘ aus dem Projekt würde dieses nicht aufhalten und eine Kohlemiene mit sicherer Infrastruktur sei immer noch besser, als eine Kohlemiene mit unsicherer Infrastruktur. Er betont, ein Ausstieg aus dem Projekt hätte gravierende vertragsrechtliche Konsequenzen und Siemens leiste ansonsten einen sehr ambitionierten Beitrag zum Klimaschutz.
Wir fragen: Hat Siemens vor Projektbeginn gegenüber Adani klar gestellt, dass der Konzern sich klar gegen den Bau der Miene ausspricht und den Verantwortlichen davon abrät, zum jetzigen Zeitpunkt ein so langfristig ausgelegtes Kohleenergieprojekt anzufangen? Da Siemens auch Windkraftanlagen baut, wäre das sogar eine eigennützige Empfehlung im Rahmen marktwirtschaftlicher Interessen.
Wir fragen, ob Siemens umgekehrt ausschließt, Adani wegen Vertragsbruch zu verklagen, sollte das Projekt aus einem anderen Grund nun doch noch scheitern.
Uns ist bewusst, dass die Carmichaelmiene Kohle für Indien und Bangladesh liefern soll, wo diese günstige Energie und damit potentiell Wohlstand in ein Land bringen kann, in dem die meisten Menschen heute unter deutlich schlechteren Umständen leben, als wir in Europa und das pro Kopf weniger als ein zwanzigstel an CO2 ausstößt, wie Deutschland.
Die Klimakriese lässt es schlichtweg nicht zu, dass jetzt sämtliche Entwicklungsländer eine Industrialisierung auf Basis fossiler Energieträger umsetzen, so wie das in Europa passiert ist. Wir müssen Wege finden, wie eine Industrialisierung sofort auf Basis erneuerbarer Energieträger erfolgen kann. Siemens könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Doch jeder Euro, der jetzt in fossile Energieträger investiert wird, schmälert die Möglichkeiten, die CO2-neutrale Projekte haben.
Berichten zufolge haben andere Bahnzulieferer den Auftrag bereits abgelehnthttps://www.pressenza.com/de/2020/01/fatale-entscheidung-zur-kohlemine-siemens-haelt-an-adani-deal-fest/, sodass der Ausstieg Siemens‘ aus dem Projekt tatsächlich etwas hätte bewirken können. Dies verschweigt Kaeser in seiner Stellungnahme. Auch dass, wie Kaeser schreibt, die Miene im Einverständnis mit der indigenen Bevölkerung Australiens gebaut würde, ist offenbar falsch.https://www.gfbv.de/de/news/adani-entscheidung-von-siemens-9907/
Ebenso, dass er sich mit der Führung von FFF Deutschland getroffen haben will. Fridays for Future ist eine dezentral organisierte Bewegung ohne eine deutschlandweite Führung. Siemens hatte zuvor Explizit Luisa Neubauer eingeladen. Hier verrät die Wortwahl Kaesers einiges über seine Denkweisen. Subtil nennt er FFF-Aktivist*innen Klimahysteriker.
Diese Ausdrucksweise ist typisch für Konzernleitungen, die zuerst eben doch den Profit in den Vordergrund stellen und nicht ihre Verantwortung für das Klima.
Darum sind wir am Montagabend um 17:00 zu einer Spontandemo zusammengekommen und ermahnen die Geschäftsführung von Siemens erneut, ihre Handlungsprinzipien zu überdenken.
