Warum stehen Sie jetzt hier?
Wir, von Fridays for Future Darmstadt, streiken für eine klima- und umweltgerechte Politik. Teil dieser Politik muss eine Verkehrswende sein, hin zu mehr Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV.
Alleine durch alternative Antriebe kann die Masse an Fahrzeugen, die sich heute auf unseren Straßen bewegt, nicht gehalten werden. Eine Umstellung ist extrem aufwändig und der Ausbau erneuerbarer Energien reicht kaum aus, um den heutigen Nettostrombedarf von 529 TWh (2017) rechtzeitig klimaneutral zu decken.Siehe Flyer: Einhaltung des Pariser Klimaabkommens Nur ca. 3% dieser elektrischen Energie gehen in den Verkehrssektor.Erneuerbare Energien in Deutschland – Daten zur Entwicklung im Jahr 2018, Seite 13 Dieser konsumiert mit 765 TWh jedoch 29,5% unserer jährlichen Gesamtenergie.https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/energieverbrauch-nach-energietraegern-sektoren
Elektroautos schaffen es, mit Netzübertragungsverlusten, Batterie- und Motorwirkungsgrad ca. 70% der erzeugten, elektrischen Leistung auf die Straße zu bringen. Verbrennungsmotoren liegen um die 40% der im Benzin enthaltenen Energie, sind beim Anfahren und im praktischen Betrieb aber noch mal deutlich schlecher. Eine 100%ige Umstellung aller Verbrennungsmotoren auf Elektro würde deren Energieverbrauch an Strom gegenüber Benzin auf – grob gerechnet – 30% reduzieren.https://www.auto-motor-und-sport.de/news/elektroauto-diesel-co2-bilanz-emissionen-klimaschutz/#anchor_2 Mit etwa 88% hat der MIV (motorisierte Individualverkehr) den größten Anteil am Energieverbrauch innerhalb des Verkehrssektors.Berechnet aus Werten von 2010: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4364.pdf, https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/endenergieverbrauch-energieeffizienz-des-verkehrs#textpart-5 Das heißt, wollte man die ~630 TWh, die der MIV derzeit aus fossilem Benzin bezieht, durch Elektroantriebe ersetzen, müssten 189 TWh elektrische Leistung zugebaut werden, also wäre ein zusätzlicher Ausbau des Stromnetzes um 36% notwendig. Zur Erinnerung: Etwa so viel wurde seit Beginn der Energiewende überhaupt erst durch erneuerbare Energien ersetzt.
Noch nicht betrachtet wurde der Herstellungsaufwand für die Batteriezellen.
Es hilft nichts, wir müssen Verkehr vermeiden und effizienter werden!
Im urbanen Raum transportiert der ÖPNV Personen erheblich effizienter, als der motorisierte Individualverkehr. Auch ist die Auslastung der Betriebsmittel sehr viel höher und deren Umstellung auf elektrische oder (bio)gasbasierte Antriebe deutlich wirtschaftlicher, als die Umrüstung sämtlicher PKW.
Doch die Politik fördert den ÖPNV viel zu wenig: Während Dadina und Heag Mobilo seit Jahren mit gedeckelten Zuschüssen wirtschaften müssen, werden alleine im Ostkreis von Darmstadt-Dieburg 3 neue Umgehungsstraßen geplanthttp://reinheim-ohne-lkw.de/, eine Vierte ist in Diskussion. Keine davon ist für den ÖPNV hilfreich, doch verursachen sie laufende Kosten, die wir als zukünftige Generationen tragen müssen.
Gemäß einer von Allianz Pro-Schiene beauftragten Studiehttps://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/deutschland-bei-schiene-auf-dem-drittletzten-platz/ findet derzeit ein Umdenken statt. Mehr und mehr Menschen sehen es als notwendig an, die Investitionen in die Schieneninfrastruktur zu erhöhen. Die Investitionen wurden in den letzten Jahren tatsächlich wieder angehoben, dennoch rangiert Deutschland im internationalen Vergleich weiter hinten.
Deswegen streiken wir freitags und blockieren dabei bewusst auch die Straßen.
Der Klimawandel duldet keinen Aufschub
Der menschengemachte Klimawandel ist inzwischen auch hier deutlich durch Dürreperioden spürbar. Selbst im eigenen Vorgarten, oder heimischen Grünanlagen und Wäldern ist die Wasserknappheit bemerkbar. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Erde laut IPCC bereits um ca. 1°C erwärmt.
Es bleibt immer weniger Zeit, den Klimawandel aufzuhalten und zu verhindern, dass die Kipppunktehttp://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kipppunkte_im_Klimasystem im Klimasystem überschritten werden. Dadurch entstünden weitere irreversible Schäden und der Klimawandel würde sich selbst beschleunigen. Verhindern wir das nicht, wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt, werden die verursachten Schäden weit höhere Kosten mit sich bringen als alle Investitionen zur Vermeidung der Klimakatastrophe. Ein klimaneutraler Verkehrssektor zählt zu den größten Herausforderungen der Energiewende.
Neben erneuerbarer, elektrischer Energie können natürlich auch Biokraftstoffe als Quelle dienen. Die in Deutschland dafür verfügbare Agrarfläche kann jedoch im Falle von Biodiesel nur etwa 5% der heute benötigten Kraftstoffmenge abdecken.https://de.wikipedia.org/wiki/Biodiesel#Fl%C3%A4chenbedarf Gleichwohl trägt die Intensivierung der Landwirtschaft für den Anbau von Energiepflanzen in Form von Monokulturen erheblich zum Insektensterben bei.
Wann hatten Sie das letzte Mal Insekten auf ihrer Windschutzscheibe? Belastbaren Zählungen zufolge ist die Masse an Fluginsekten seit 1990 bereits um 75% zurückgegangen.Morethan 75 percent decline over 27 years in total fly inginsect biomass in protected areas Viele Arten stehen kurz vor dem Aussterben oder sind bereits verschwunden.
Eine ebenfalls schwer einzuordnende Rolle spielt der Luftverkehr. Zwar ist der Energieverbrauch pro Personenkilometer mit dem Flugzeug auf Langstrecken inzwischen geringer, als mit dem Auto, jedoch ist und bleibt die Luftfahrt abhängig von flüssigen Treibstoffen. Nur sie haben genug Energiedichte, um große Jets anzutreiben. Regenerative Gewinnung solcher Treibstoffe ist Gegenstand intensiver Forschungen. Von elektrischer Energie bis hin zu sg. e-Fuels ist es ein langer Weg. Die Hälfte der Energie geht nach aktuellem Stand der Technik dabei verloren. Eine erhebliche Effizienzsteigerung ist nicht absehbar. Ein weiterer Faktor ist, dass die in großer Höhe (> 15km) ausgestoßenen Abgase dort einen viel größeren Treibhauseffekt entfachen.
Es liegt in der Verantwortung aller, am Gelingen der Energie- und Verkehrswende mitzuhelfen. Darum verzichten auch Sie auf ein eigenes Auto. Nutzen Sie den ÖPNV, Car Sharing oder das Rad. Investieren Sie das dadurch gesparte Geld in Solarzellen auf Ihrem Dach oder ein BHKW im Keller statt in den nächsten Neuwagen. Und kommen Sie freitags auf unsere Seite der Demo. Wir freuen uns auf Sie.
Für einen Umstieg auf Elektroautos ist es zu spät. Das hätte vielleicht vor 30 Jahren gut sein können, aber jetzt ist es einfach zu spät und keine Lösung. Außerdem gaukelt es den Menschen vor, dass alles so weiter gehen kann und sie sich nicht einschränken müssen. Dabei kann man gut ohne Auto leben, sogar ziemlich gut. Ich habe seit über 20 Jahren kein Auto mehr und komme nach anfänglichen Umstellungsproblemen gut damit zurecht. Ja ich bin sogar froh, dass ich den Ballast los bin. Vor kurzem war ich mit Auto mit einer Freundin in Urlaub und habe beschlossen, dass ich auch als Mitfahrerin nicht mehr so weite Strecken mit dem Auto fahre. Ich finde es den absoluten Wahnsinn, was auf unseren Autobahnen abgeht!!! Das hat mit Urlaub nichts zu tun.
Mein Fazit: Das Auto gehört Stück für Stück abgeschafft. Zunächst aus unseren Innenstädten. Was könnten wir alles gewinnen, wenn das umgesetzt würde?